Der Möbeldesigner Sebastian Cox ist ein leidenschaftlicher Fan von englischem coppiced hazel (Haselnusssträuchern aus Niederwaldwirtschaft). Deshalb ist es vielleicht nicht sofort ersichtlich, warum der American Export Hardwood Council (AHEC) ihn für eine Installation anlässlich der Clerkenwell Design Week und des Londoner Design Festivals auswählte. Aber der AHEC ist sowieso nicht dafür bekannt, das Offensichtliche zu tun. Die Installation The Endless Stair (wörtlich: „Unzählige Treppen“) für das Londoner Design Festival 2013 – entworfen vom Architekturbüro dRMM zur Erforschung der statischen Eigenschaften von Laubholz – war von den Zeichnungen von M.C. Escher inspiriert.
Was Cox an coppiced hazel fasziniert, ist die Nachhaltigkeit. Da hazel (Haselnuss) zu Vielstämmigkeit neigt, muss man die Stockausschläge spätestens nach 14 Jahren fällen (Englisch: „coppicing“). Der Stumpf – auch „Stock“ genannt – bildet nach dem Verlust der primären Sprossachse neue Triebe, und solange die Stockausschläge immer wieder geschnitten beziehungsweise gefällt werden, wird der Strauch nie aus Altersgründen eingehen. Aber es geht Cox auch darum, eine weniger genutzte Ressource aufzuwerten. Etwa sieben Prozent (der vierzehnte Teil) des Holzes wird jedes Jahr geerntet, so dass jederzeit Bäume und Sträucher in jeder Wachstumsphase vorhanden sind. Britische Niederwälder wurden jahrtausendelang so gemanagt, so dass ganze Ökosysteme von Pflanzen, Insekten und Vögeln sich im laufe der Zeit an diese einzigartigen Habitate angepasst haben. Ein Rückgang dieser Form der Forstwirtschaft aufgrund fallender Holzpreise bedroht diese Arten. „Ich verfolge das Ziel, den Wäldern wieder Wertigkeit zu verschaffen, indem ich Dinge aus Holz herstelle, die die Menschen kaufen wollen”, erläuterte Cox.
Cox, der bei der Möbeltischlerei Benchmark arbeitet, hatte schon 2012 als junger Designer am AHEC-Projekt Out of the Woods (wörtlich: „Aus dem Wald“) mitgearbeitet,. Er wurde als eines von zehn aufstrebenden Talenten gebeten, auch am AHEC-Projekt The Wish List (wörtlich: „Die Wunschliste“) für das Londoner Design Festival 2014 teilzunehmen. Cox bekam den Auftrag, einen „kokonartigen Arbeitsplatz“ für Sir Terence Conran zu entwerfen. Zunächst musste er von der Nachhaltigkeit importierter Hölzer überzeugt werden. Es zeigte sich, dass der CO2-Fußabdruck von Holz, das per Schiff aus fast 10.000 Kilometern Entfernung angeliefert wird, äquivalent zur Belastung durch den Straßentransport über knapp 1.000 Kilometer ist. Holz von der amerikanischen Ostküste zu beschaffen ist also vergleichbar mit Anlieferungen aus Schottland. Angesichts der Tatsache, dass Europa beim Laubholz selbst bei sinkender Nachfrage niemals einen Selbstversorgungsgrad von 100 Prozent erreichen wird, war der Import sinnvoll. Und die amerikanischen Laubwälder sind so riesig, dass das Holz für das gesamte Wishlist-Projekt in weniger als zwei Sekunden nachgewachsen war. Cox wollte außerdem wissen, welche Hölzer derzeit unterhalb ihres Potentials genutzt werden. Design unterliegt – wie alles – den Modetrends; aber beim Holz ist es wichtig, das zu nutzen, was die Natur uns liefert. Der herrschende Trend zur Nutzung von white oak (Weiß-Eiche) und walnut (Walnuss) bewirkt eine unausgewogene Nachfrage. Cox wählte deshalb red oak (Rot-Eiche) und cherry (Kirsche) und fertigte den Arbeitsplatz für Conran mit einem niedrigeren CO2-Fußabdruck, als der von einem iPhone 6.
Die Herausforderung bei der Installation war, die Sichtbarkeit von maple (Ahorn) und cherry (Kirsche) zu erhöhen – beides schöne und trotzdem unterbewertete amerikanische Laubhölzer – und eine dreidimensionale Form zu schaffen, um die ökologischen Vorteile ihrer Nutzung zu kommunizieren. Daran arbeitet Cox zusammen mit der Künstlerin Laura Ellen Bacon, bekannt für ihre abstrakten Skulpturen aus willow (Weidenholz) – wieder eine überraschende Wahl. Die beiden könnten verschiedener nicht sein. Das zeigt sich schon daran, dass Cox mit einem 2H Bleistift seine akkuraten Zeichnungen anfertigt, während Bacon mit 6B Bleistiften arbeitet, für völlig frei gezeichnete Skizzen. Aber wie David Venables, Europa-Direktor des AHEC, es erklärt, „stellt sie die Dinge auf den Kopf – sie geht die Sache völlig anders an, aber mit der gleichen Leidenschaft.” AHEC möchte das Ansehen von Laubholz verbessern, als Werkstoff und als nachhaltige, nachwachsende Ressource. Mit einer Installation bei zwei der bedeutendsten Design Events des Jahres – der Clerkenwell Design Week und dem Londoner Design Festival – von zwei so passionierten und interessanten Designern kann man kaum davon ausgehen, dass das Vorhaben fehlschlägt.